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Vorwort


Wilhelm Schwind

VORSPANN
Monsieur und Madame Antoine Lumiere
bitten Sie, Ihnen die Ehre zu erweisen,
am Samstag, den 21. September 1895, des
Abends gegen acht Uhr … ihr Gast
zu sein bei der Vorführung einiger Erfahrungen
mit dem Kinematographen...‘,
so lautete die Einladung zum ersten
Filmabend der Geschichte.
Der Inhalt dieses (57 Sek.!) Films
wirkt heute unspektakulär: Eine Lokomotive
rast scheinbar direkt auf die
BetrachterInnen zu…
Die Wirkung damals war erstaunlich.
In der Dunkelheit des Vorführsaals
zerbrach das Wissen (!) um die Realität
des Ortes und die Wirkung pendelte
ambivalent, zwischen realem Schock,
Chaos und Hysterie und einer Art
hysterischem Erheitertsein (einer
Angstlust?).
Diese Situation des sich Einlassens
(sich Einlassen müssens…), dieses
teilweise komplizenhafte ‚Mitmachen
der BetrachterInnen…, – diese Akzeptanz
einer simulierten Realität… dieses zeitweilige
Aufgehobensein von Zeit,
Ort und Individualitätsfixierung ist
der Geburtsakt des Films, des Kinos
.
EINLADUNG ZUM
BESTOFF FILMBRUNCH
am 23. November 2014

FILM
Diese kurze Filmveranstaltung der
Kunstuniversität Linz im MOVIEMENTO
Kino spiegelt den aktuellen,
internen Filmdiskurs der Universität in
seiner Vielfalt, Individualität, Qualität
und Varianz. Sie ist auch Antwort, was
Film heute ist.
Der relevante FILM kann Welten
erfinden, Möglichkeiten und Verhaltensformen
aufzeigen, ist Metapher
eines Ortes der Gemeinsamkeit, auch
der Unterhaltung, des Lernens, der
Einübung der Empathie und des Verhaltens.
Es ist (bisweilen) ein Angebot der
kleinen Fluchten, großen Gefühle und
der Faszination von Materialität,
Tempo, Artistik und Exotik. Aber
auch wesentlich ein Ort und Mittel
der Analyse, der Dekonstruktion und
der Hinterfragung. Und Ökonomie und
Gruppendynamik in brutaler Form.
Das Kino, der Film ist natürlich auch
Anwendung von analysierbaren Mitteln,
ist Teamarbeit und Reflexion, wobei
Filmstrukturen, Filmcodes und Filmgeschichte
hochkomplexe Forschungsgebiete
sind.
Filme machen, Film schauen und
Filmanalyse sind auch Teilhabe am
Versuch, stringente Botschaften zu
realisieren, Welten zu erfinden, Möglichkeiten
aufzuzeigen und eine andere
Wirklichkeit zu manifestieren.