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Vorwort


Mag. Dr. Ella Raidel
Kuratorin


Was ist künstlerische Recherche
und wie lassen sich die Prozesse dieser
Wissensproduktion darstellen? Diese
Fragestellungen des PhD-Programms
sollen erstmals im Rahmen der BESTOFF
Ausstellung sichtbar gemacht werden. Man
könnte die drei ausgewählten Forschungsarbeiten
als ‚Best PhD Practices‘ titulieren,
denn sie demonstrieren exemplarisch,
welche Methoden in dem weitgefächerten
Spektrum der künstlerisch-wissenschaftlichen
Forschung stecken. Immerhin ist
künstlerische Forschung ein Prozess der
Erfahrung, der sich nicht immer sofort in
einem repräsentativen Endprodukt niederschlägt.
Als Erweiterung eines Wissens,
das jenseits von Archiven, Bibliotheken,
Bildern und den dazu spezifischen Orten
angesiedelt ist, erweist sich diese Produktion
von Wissen als Erkenntnisgewinn,
der in die Praxis leitet.
So schlägt Silke Pfeifer in ihrer umfangreichen
PhD-Arbeit ‚Staging Knowledge’
eine Inszenierung von Wissen in Räumen
vor, in denen sich Bilder rapportartig
über Wände und Boden ausbreiten. Als
Methodik ihrer künstlerischen Forschung
anhand von dokumentarischer Fotografie
schlägt Helga Aichmaier einen systematischen
Prozess, beginnend mit Recherche
über Darstellung und Vergleich bis hin
zur Analyse, vor. Für Katrinem dient
ihr eigener Körper und dessen Motorik
zur Grundlagenforschung einer Langzeitstudie,
die in einer audiovisuellen Installation
erfahrbar wird.
Dass das Experimentieren, Forschen
und sich auf den (Um-)Weg machen Teil
künstlerischer Praxis ist, zeichnet sich
deutlich in der diesjährigen BESTOFF
Ausstellung ab. Als eine Form des experimentellen
Labors greifen viele Arbeiten
performativ in die Räume ein, agieren
an den Schnittstellen von Sound, Tanz,
Performance oder manipulieren interaktiv
Geräte und Objekte.
Der Körper als Vehikel der sozialen
und politischen Interaktion mit der
Gesellschaft tritt heuer mehr in den
Vordergrund. Von sensuellen Erfahrungen
bis hin zur gesellschaftlichen Einschreibung
des Geschlechts und seiner politischen
Instrumentalisierung reicht das
Spektrum der Arbeiten, denen auch dieses
Jahr eine geeignete Plattform geboten
werden soll.
Obwohl mit dieser Ausstellung nicht
unbedingt ein Schwerpunkt auf Video und
Film gesetzt wurde, zeichnet sich doch
spartenübergreifend eine kinematografische
Erfahrung der Welt ab. Filmisches
Denken findet über den Screen hinaus in
der Zeichnung, in Objekten oder als ‚Kino
im Kopf’ statt. Diese filmischen Darstellungen
der Welt deuten unseren kulturellen
Status quo an, in dem gelebte Momente zu
Filmstills, Freezeframes, das Erlebte und
die Erinnerung zu einer medialisierten
Erfahrung werden, die das Medium
Video in der Ausstellung nicht unbedingt
braucht, um dennoch eine kinematografische
Ansicht der Gegenwart zu leisten.